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Augenerkrankungen

Das Sehen ist neben dem Geruchsvermögen und dem gehör die wichtigste Sinneswahrnehmung, die das Pferd über Gegenstände und Vorgänge seiner Umwelt unterrichtet. In der Regel wird jede Augenveränderung vom Pferdebesitzer ernst genommen, wissen, dass eine damit verbundene Sehbeeinträchtigung eine erhebliche Wertminderung mit sich bringen würde.

Aus diesem grund ist die Feststellung von Organveränderungen im Rahmen von Ankaufsuntersuchungen von großer Bedeutung. Dabei müssen angeborene von erworbenen Veränderungen sowie frische von älteren Krankheitsbildern unterschieden und beurteilt werden können.

Viele Allgemeinleiden und Erkrankungen anderer Körperorgane führen zu Krankheitsanzeichen an den Augen im Sinne von Begleitsymptomen, die in gewissen Fällen durchaus pathologisch sein können. Dabei sind meistens die Bindehaut, die Nickhaut oder die mittlere Augenhaut (Iris, Ziliarkörper Aderhaut) betroffen. In diesem Bezugrahmen gehört die typische Blässe der Bindehaut bei Anämie unterschiedlicher Ursache, sowie die gelbliche Verfärbung der durch die Bindehaut hindurchscheinenden Sklera bei Ikterus (Gelbsucht). Zyanotische Färbung der Lidbindehaut ist ein Zeichen mangelnder O2- Sättigung des Blutes, bedingt durch akute Dyspnoe (Atemnot), Herzinsuffizienz, Ventrikelseptumdefekt oder Pulmonalstenose sowie beidseitiges Ödem der Bindehaut in Form einer Chemosis.

Beidseitige Konjunktivitis (Bindehautentzündung) ist ein Begleitsymptom bei verschiedenen Infektionskrankheiten

Einseitige, eitrige Konjunktivitis kann mit einer eitrigen Kiefernhöhlenentzündung zusammenhängen

Sehstörungen sind ebenfalls nach der Aufnahme von Giftpflanzen oder Pestiziden möglich.

 

Untersuchung des Auges

Die funktionelle Untersuchung erfasst die Fähigkeit des Sehorgans zum Auffangen eines Lichtreizes, seiner Umgestaltung und Verarbeitung im Gehirn und deren daraus abgeleiteten Reaktionen des Tieres.

Eine Augenuntersuchung umfasst die Adspektion und die Palpation. Die Adspektion beginnt mit dem direkten Vergleich beider Augen und ihrer Umgebung von vorn. Von der Seite folgen die Beurteilung der Lider, Bindehaut, Nickhaut und Hornhaut, soweit diese ohne Berührung der Lider sichtbar sind.

Auf die Beschaffenheit des Tränensekrets und auf sichtbaren Tränenausfluss ist besonders zu achten. Für die Zuverlässigkeit des Untersuchungsergebnisses sind die Lichtverhältnisse ausschlaggebend. Ein dunkler Raum und die Verwendung einer handlichen, möglichst kleinen, aber starken und zweckmäßig abgeschirmten Lichtquelle mit Intensitätsregulierung zur diffusen und insbesondere zur lokalen Beleuchtung sind unerlässlich. Für die genauere Betrachtung von Einzelheiten namentlich in der Hornhaut und Vorderkammer ist eine Lupenbrille erforderlich. Die sichere Lokalisation von Veränderungen in der Linse und im Glaskörper gelingt nur mit Hilfe der Spaltlampenuntersuchung. Der Augenhindergrund wird am besten mit einem Opthalmoskop direkt oder indirekt untersucht, wobei die Peripherie nur bei erweiterter Pupille einsehbar wird. Ein kaum zu übertreffendes Verfahren für die Untersuchung der inneren Augenstruktur stellt die binokuläre, indirekte Opthalmoskopie dar.

 

Die Prüfung des Sehvermögens

Die Lichtverhältnisse sind bei der Beurteilung mit zu berücksichtigen. Die Prüfung des Sehvermögens erfolgt durch das Führen des Pferdes am langen Zügel. Der Beobachtung schließt sich ein Hindernis-Parcours an, der sich im wesentlichen auf das Führen des Tieres gegen oder über Hindernisse verschiedener Größe, Form und Anordnung, wie Bodenwellen, rinnenförmige Bodenvertiefungen, am Boden liegende Balken oder Stangen, in unterschiedlicher Höhe aufgestellte oder in den Weg gelegte Latten, Leitern, Hürden, gespannte Seile etc. erstreckt.

Vor jedem speziellen Test sollte man die notwendige Zeit und Ruhe aufbringen, sowohl bei Tageslicht als auch im Dämmerungslicht wird das Tier des weiteren auf sein Gesamtverhalten :

·         gegenüber gewohnten und ungewohnten Reizen

·         gegenüber der gewohnten und ungewohnten Umgebung (im Stall, im Paddock, in der Herde, in einem geschlossenen Raum, am Futterplatz) geprüft und beurteilt

es sollte sich dabei frei bewegen, an langer Leine befinden. Dabei sollte insbesondere auf folgendes geachtet werden :

·         den Gang (frei, sicher, zögernd, tappend, stolpernd, suchend)

·         die Extremitäten bei langsamer und schneller Gangart

·         die Kopfhaltung (schief, vorgestreckt)

·         das Ohrenspiel, die Nüstern und das Nasenspiel

 

 

Erkrankungen der Bindehaut (Konjunktivitis)

Bindehautentzündungen entstehen in der Regel durch physikalische oder chemische Einflüsse von außen. Sie können aber auch Folge örtlicher oder allgemeiner Infektionen sein. Man unterscheidet danach nichteitrige und eitrige sowie nach der Dauer der Erkrankung akute und chronische Entzündungen. Die Bindehaut kann für sich erkranken oder durch Veränderungen ihrer Umgebung in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie kann sich aber auch aufgrund einer inneren Erkrankung verändern. Schließlich spielt sie in der Diagnostik eine große Rolle. Unter allen Erkrankungen der Bindehaut steht die Entzündung im Vordergrund.

Die normale Bindehaut ist blassrosa, glatt und glänzend. Zu Beginn der Erkrankung erscheint die Bindehaut gerötet, glasig und geschwollen. Des weiteren ist ein schleimiger Ausfluss zu beobachten. Bei längerer Krankheitsdauer wird die Bindehaut schlaff und faltig. Bakterielle Infektionen bewirken eine Ansammlung von gelbem schleimigem Eiter im Bindehautsack.

Bindehautentzündungen können vielfältige Ursachen haben. Von Bedeutung sind allergische und irritative Prozesse, letztere insbesondere bei im Stall gehaltenen Pferden (Staub- und Fremdkörpereinwirkung bei Stroh- oder Torfeinstreu). Ursächlich sind drei Entzündungsformen unterscheidbar :

·         Primäre, sekundäre und symptomatische Entzündung

Primäre Entzündungen sind durch die Einwirkung physikalischer oder chemischer Noxen und / oder durch Infektionserreger (Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze, allergierende Stoffe, Pollen) bedingt. Sekundäre Entzündungsformen entstehen als Folge einer Störung des Tränennasenganges oder einer Entzündung anderer Augenteile (Keratitis, Uveitis), der Kopfhöhlen (Sinusitis, Oberkieferbackenzähne etc.) oder der Orbita (Phlegmone). Symptomatische oder endogene Entzündungen treten als Begleitsymptome einer Allgemeinerkrankung auf.

Katarrhalische Konjunktivitis

Diese Konjunktivitis verläuft akut oder chronisch. Ursächlich kommen bereits erwähnte Noxen in Betracht. Die akute Form äußert sich in Lichtscheue, Hyperämie, Schwellung der Bindehaut und in serösem oder serumukösem Tränenfluss. Sie ist relativ wenig schmerzhaft. Gelegentlich manifestiert sich aber auch starker Juckreiz, infolge eines brennenden Gefühls, besonders bei chemischen Reizen und allergischen Reaktionen. Bei der chronischen Form ist die Entzündung weniger ausgeprägt. Es besteht nur leichter Tränenfluss und geringe Lichtscheue. Die Bindehaut ist nur leicht gerötet und schmutzig verfärbt. Bei längerer Dauer kann es zu einer Verdickung der Bindehaut und Lider kommen. Als Folge des anhaltenden Tränenflusses wir die Haut unterhalb des nasalen Lidwinkels ekzematös. Mit der Zeit greift die Entzündung auch auf die Peripherie der Hornhaut über, gewöhnlich in Form einer randständigen Trübung und oberflächlichen Vaskularisation (Übergriff auf die Gefäße).

Eitrige Konjunktivitis

Bei dieser Konjunktivitisform stehen primär exogene Faktoren im Vordergrund, wie Fremdkörper oder Eitererreger, die durch Reiben des Auges oder bei einer Verletzung in den Bindehautsack gelangt sind. Auch die Übertragung durch Fliegen kommt in Betracht. Stärkere chemische Reizstoffe, wie Desinfektionsmittel und Kalk, können ebenfalls zu eitriger Entzündung führen. Sekundär bedingte Entzündungen treten auf bei Problemen des Tränennasenganges, eitriger Keratitis oder Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), endogene Entzündungen sind die Folge einer Allgemeininfektion, mit anschließender exogener Infektion. Sie treten beidseitig auf. Die Symptome sind bedeutend ausgeprägter als bei katarrhalischer Konjunktivitis, eitriger Ausfluss, Verklebung der Lidränder, eitriges Exsudat im Bindehautsack, Rötung und Schwellung der Bindehaut mit extremer Lichtscheue. Nicht selten greift der Prozess auch auf die Hornhaut über.

 

Keratitis / Hornhautentzündung

Sie ist oftmals die Folge einer chronischen Konjunktivitis. Meist sind nur die oberflächlichen Hornhautschichten betroffen. Sind innere Augenentzündungen vorhanden, greift der Prozess auch die tieferen Schichten an. Die Hornhaut ist trüb und es tritt eine extreme Lichtempfindlichkeit auf. Die Augen tränen und können ödematös geschwollen sein. Eine möglichst rasch einsetzende Behandlung ist wichtig, damit das Ausbreiten in die tieferen Schichten und damit eine eitrige Ulzeration sowie Abszess vermieden werden.

 

Katarakt / Grauer Star

Bezeiht sich auf eine Trübung der Augenlinse, wobei man unterscheiden muss zwischen angeborenem Katarakt, erworbenem Katarakt und Altstar. Es liegt eine Trübung der Linse mit zunehmendem Blendungsgefühl und allmählicher Abnahme der Sehschärfe vor. Bei dichten Trübungen ist das Sehvermögen vollständig aufgehoben, bei partiellen Trübungen im Bereich der Pupille wird die Sehfähigkeit je nach Umfang und Dichte vermindert.

 

Periodische Augenentzündung

Hierbei handelt es sich um eine rezividierend auftretende Erkrankung, die im laufe der Zeit den gesamten Augapfel erfasst. Der Verlauf der Erkrankung ist von immer wiederkehrenden Schüben gekennzeichnet (periodisch). Es treten Verwachsungen zwischen Regenbogenhaut und Linse auf, die Pupille ist verzerrt und durch mangelnde Ernährung wird die Linse trüb, durch das Übergreifen der Entzündung auf die Netzhaut und den Sehnerv kommt es schließlich zu einer völligen Erblindung des Tieres. Man muss auch hier unterscheiden zwischen einem akuten und einem chronischen Stadium. Zu Beginn zeigt sich die Erkrankung durch : starke Lichtscheue, Lidkrampf, Tränenfluss, Bindehaut- und Hornhautentzündung etc. Die Ursachen können erblich, klimatisch oder territorial sein.



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